Zum zweiten Mal deutlich erhöhte radioaktive Ableitungen im AKW Neckarwestheim

Presseinformation des Bundes der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar e.V.

Schon zum zweiten Mal während der letzten 14 Tage sind im Atomkraftwerk Neckarwestheim die Abgabewerte für Radioaktivität deutlich erhöht gewesen. Das erste Mal stieg die Strahlung am 27. Oktober um 0 Uhr auf das über zwanzigfache des Üblichen auf 7,2 Milliarden Becquerel/Stunde an. Das zweite Mal war ein ähnlicher Anstieg sogar auf 7,9 Milliarden Becquerel/Stunde am 07.11.13 um 13 Uhr zu beobachten. Dies haben Atomkraftgegner des BBMN und der Energiewende Heilbronn bei der Auswertung von Daten des Umweltministeriums Baden-Württemberg beobachtet. Während dem 25.10.13 bis 09.11.2013 war der Reaktor wegen eines defekten Brennelementes abgeschaltet gewesen. Vermutlich hat das defekte Brennelement den Primärkreislauf und letztendlich auch die Abluft kontaminiert.

Die Daten sind hier abzurufen: http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/71644/?Block=gkn2&Group=abluft

Wenn auch  gesetzlich festgelegte Grenzwerte eingehalten wurden, so erfüllen beide Ereignisse uns Bürgerinitiativen mit Sorge. Jede Freisetzung von Radioaktivität ist eine Belastung der Umwelt und erhöht das schon bestehende Strahlenniveau in der Umwelt. Außerdem beziehen sich die veröffentlichten Werte nur auf die Freisetzung von radioaktiven Edelgasen.

Offen bleibt, ob noch andere radioaktive Partikel, etwa Alphastrahler, während der beiden Emissionsspitzen vom Luftstrom mitgerissen wurden. Eingeatmet oder verschluckt kann schon ein kleines Alphateilchen zum Tod führen. Alphastrahler werden aber bei der
Edelgasmessung nicht erfasst.

Die Messung von Alphastrahlern erfolgt nach der kerntechnischen Regel KTA 1503.1: http://www.kta-gs.de/d/regeln/1500/1503_1.pdf

Darin ist festgelegt, dass zum Nachweis von Alphastrahlern vierteljährlich Mischproben aus Schwebstofffiltern ausgemessen werden, durch die ein Teilluftstrom der Abluft geleitet wird. Der Teilluftstrom sollte ein tausendstel der gesamten Abluft nicht unterschreiten. Im Umkehrschluss heißt das, dass 99,9 % der Abluft nicht auf Alphastrahler untersucht werden muss.

Von daher darf jetzt keine Entwarnung gegeben werden. Es ist wieder deutlich geworden: Atomkraftwerke sind keine geschlossenen Systeme. Auch im Normalbetrieb und bei Reparaturen wird Strahlung frei. Nicht alles kann lückenlos gemessen werden!

Neckarwestheim II stand während der Revision vom 21.09.13 bis 12.10.13 und während des Austausches des defekten Brennelementes vom 25.10.13 bis 09.11.13 still. Das sind 38 Tage. In dieser Zeit sind die Lichter nicht ausgegangen. Die Stromversorgung Baden-Württembergs war gesichert. Das Atomkraftwerk Neckarwestheim ist unnötig und muss sofort abgeschaltet werden.

Wir haben die aus Baden-Württemberg stammenden Mitglieder der Arbeitsgruppe Energie bei den Koalitionsverhandlungen
- Thomas Bareiß CDU
- Andreas Jung CDU
- Peter Friedrich SPD
angeschrieben, den beschriebenen Sachverhalt erklärt und appelliert: Energiewende vollenden: Neckarwestheim und alle noch laufenden Atomkraftwerke sofort abschalten!

Im übrigen vergleiche auch die Hintergrundinformationen unserer Mitgliedsinitiative „Energiewende Heilbronn“: http://www.energiewendeheilbronn.de/phpwcms/index.php?neckarwestheim-starker-anstieg-der-radioaktiven-emissionen-aus-dem-akw-durch-brennelement-defekt

Mit freundlichen Grüßen
Wolfram Scheffbuch
BBMN e.V.
1. Vorsitzender