12-01-18 - Hst - Region Heilbronn - Stärkerer Schutz für die Tore

Für Zwischenlager-Nachrüstung am GKN sind keine zusätzlichen Mauern erforderlich

Von unserem Redakteur Reto Bosch

Neckarwestheim Hohe Mauern sollen die Zwischenlager von deutschen Atomkraftwerken schützen. Das hat im vergangenen Jahr eine Bund-Länder-Kommission beschlossen, die Bauarbeiten sollen 2012 beginnen. In Neckarwestheim, dem bundesweit einzigen unterirdischen Lager, ist dies allerdings nicht notwendig. Vorgesehen sind nur kleinere Verbesserungen. „Wir wollten das Zwischenlager nie, fordern aber natürlich den größtmöglichen Sicherheitsstandard“, sagt Neckarwestheims Bürgermeister Mario Dürr.

Wachcontainer Bei sicherheitsrelevanten Themen halten sich Aufsichtsbehörden und Betreiber bedeckt. Nach Stimme-Informationen soll das GKN-Zwischenlager eventuell zusätzliche Sicherungen an den Toren und einen zusätzlichen Wachcontainer erhalten. „Von außen wird nichts zu sehen sein“, bestätigt Mario Dürr. Das baden-württembergische Umweltministerium, also die zuständige Aufsichtsbehörde, bezeichnet Neckarwestheim als modern und sicher. Schon allein deshalb, weil die beiden Tunnelröhren von mächtigen Felsschichten geschützt werden. Insgesamt gehe es darum, die Sicherheit der Anlagen zu optimieren. Das Zwischenlager bietet Platz für 151 Castoren, aktuell stehen dort rund 40 Behälter.

Besteht die Möglichkeit, dass sich ein Vorteil ins Gegenteil verkehrt, dass aus dem einzigen unterirdischen und dann noch nachgerüsteten Zwischen- ein Endlager wird? Diese Sorge treibt manchen Bürger um, aber nicht Neckarwestheims Verwaltungschef Dürr. „Ich sehe diese Gefahr nicht.“ Es herrsche Einigkeit darüber, dass ein Endlager in tiefen Schichten gebaut werden müsse. „Und das sind die 30 Meter in Neckarwestheim nicht.“ Dürr verfolgt mit Spannung die Endlagersuche. Er habe gegen einen zweiten Suchlauf keine Einwände, halte es aber für wichtig, dass Gorleben weiter als Option betrachtet werde.

Beton Franz Wagner, Mitglied der Energiewende Heilbronn, erinnert in einem Brief an Umweltminister Franz Untersteller daran, dass beim Bau des Zwischenlagers schlechterer Beton verwendet worden sei als es laut Genehmigung notwendig gewesen wäre. In der Tat hatten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart 2009 ergeben, dass Beton mit verändertem Zementanteil zum Einsatz gekommen ist – allerdings nicht in relevanten Teilen des Bauwerks, die die Standsicherheit beeinflussen.

Franz Wagner kritisiert, dass wichtige Abluftbauwerke betroffen seien und fordert, dies bei der anstehenden Nachrüstung zu berücksichtigen. Einem Sprecher des Umweltministeriums zufolge werden die Hinweise aus dem Brief Wagners geprüft.

Hintergrund

Rückbau

Die Zwischenlager spielen auch beim Rückbau der Kernkraftwerke eine Rolle. Sie beherbergen die ausgedienten Brennelemente. Die EnBW befürchtet, dass es bei den Aufsichtbehörden zu einer Antragsflut kommt, weil gleichzeitig acht Reaktoren stillgelegt werden. "Es kann ein Kapazitätsproblem entstehen", sagt der Sprecher des Landesumweltministeriums Ralf Heineken. Sicherheit bleibe oberstes Gebot. "Wir werden jeden Rückbauantrag so genau prüfen, als ob es der einzige wäre." bor

Bildunterschrift: Die beiden Tunnel in Neckarwestheim bieten Platz für 151 Castor-Behälter. Zwischen 2004 und 2006 wurden 33 000 Kubikmeter Beton verbaut. Foto: Archiv/Dirks

18.01.2012 - Heilbronner Stimme - Region Heilbronn - Reto Bosch