11-03-21 - Hst - Stadt Heilbronn - Ärger um Mülleinlagerung

Heilbronn - Schwach radioaktive Reststoffe in SWS-Deponie rufen Umweltschützer auf den Plan

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Von Jürgen Paul

Die Einlagerung von 82 Fässern in der Untertagedeponie Heilbronn sorgt für Unmut bei Umweltschützern. Der BUND und die Energiewende Heilbronn befürchten, dass durch die Lagerung von schwach radioaktivem Müll der Weg für die Aufnahme größerer Mengen radioaktiven Abfalls geebnet werde. Die Südwestdeutsche Salzwerke AG (SWS) als Betreiberin der Deponie schließt diesen Schritt aber kategorisch aus.

Um was genau geht es bei dem Streit, der unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse in Japan eine besondere Brisanz erhält? Fakt ist, dass in der Untertagedeponie Heilbronn in Kammer 26 Nord seit 2003 82 Fässer mit Reststoffen der Krefelder Firma Siempelkamp lagern. Das Unternehmen ist im Maschinen- und Anlagenbau, in der Gusstechnik und in der Nukleartechnik tätig. SWS-Vorstandschef Ekkehard Schneider räumt ein, dass die dort angefallenen Reststoffe „teils schwach radioaktiv“ seien. Dies gelte aber für etliche Reststoffe, betont Schneider und spricht von einer Strahlung „in minimalsten Dosen“.

Genehmigt Entscheidend für die Einlagerung der Fässer in der Heilbronner Deponie sei ihre „Entlassung aus dem Atomrecht“, erläutert der SWS-Vorstand. Das bedeutet, dass die Strahlung des Mülls unterhalb der in der Strahlenschutzverordnung festgelegten Grenzwerte liegt. Daher sei der SWS die im März 2003 beantragte Einzelfallgenehmigung zur Einlagerung der Behälter durch die Landesbergdirektion Freiburg und die Stadt Heilbronn erteilt worden, wie Schneider betont.

Dass die Einlagerung des Sondermülls nach Recht und Gesetz erfolgt ist, bestreiten auch die Kritiker nicht. „Die Festlegung der Grenzwerte ist allerdings völlig willkürlich“, sagt Gottfried May-Stürmer, Regionalgeschäftsführer des BUND Heilbronn-Franken. May-Stürmer und Stadtrat Hasso Ehinger von den Linken, der die Angelegenheit mit einer Anfrage an die Stadt Heilbronn zum Thema gemacht hatte, kritisieren zudem die Informationspolitik der Stadt und des Unternehmens als wenig transparent. „Keiner weiß, was sich noch alles da unten befindet“, meint Ehinger. Er wertet den Vorgang als „Einstieg in die Lagerung von radioaktivem Müll“, beispielsweise aus Neckarwestheim. Auch Franz Wagner von der Energiewende Heilbronn sieht die „sehr große Gefahr“, dass in Heilbronn bald Atommüll eingelagert werde, der Menschen und Umwelt gefährden könnte.

Dementi SWS-Chef Schneider weist solche Spekulationen entschieden zurück. Es gebe eine klare Vereinbarung des Unternehmens mit der Stadt Heilbronn und dem Regierungspräsidium Stuttgart, wonach keine radioaktiven Abfälle in Heilbronn eingelagert werden dürfen, weil die Deponie dafür nicht geeignet sei. „Wir hatten das nie vor, wir haben es nicht vor und wir streben es auch künftig nicht an“, stellte Schneider klar.

Hintergrund - Einlagerung

Der in der Untertagedeponie Heilbronn eingelagerte Müll stammt von der Firma Siempelkamp aus Krefeld. Im Schreiben der Südwestdeutschen Salzwerke AG an die Stadt Heilbronn vom 23. November 2010 heißt es: "Beim Verschmelzen verschiedenster Metalle und Metalllegierungen, überwiegend zum Zwecke der Materialerprobung für metallische Behältnisse, fallen verschiedene Reststoffe an, teils schwach radioaktiv; so auch bei der Firma Siempelkamp in Krefeld." Zum Teil stammen die Stoffe auch aus sogenannten Comas-Kernschmelzversuchen für den europäischen Druckwasserreaktor EPR. Im Versatzbergwerk Grube Bad Friedrichshall-Kochendorf lagert die SWS AG nur unbedengliche Schuttgüter ein. Dazu gehören Schlacken, Bauschutt oder Gießersande. Abfälle, die nicht als Versatzmaterial verwertbar sind, können in der Untertagedeponie Heilbronn beseitigt werden. Das für die Ablagerung genehmigte Stoffspektrum umfasst etwa 500 Abfallschlüsselnummern nach Europäischem Abfallkatalog (AVV). jüp

21.03.2011 - Heilbronner Stimme - Stadt Heilbronn - Jürgen Paul