Jetzt macht man auch in Heilbronn in Sachen "Stuttgart 21" mobil. Während auf der Gegenseite BUND und das "Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn" zuletzt mit ihrer spektakulären Aktion bei der Weindorf-Eröffnung für Aufsehen sorgten, haben sich nin die regionalen Befürworter von "Stuttgart 21" in einem Statement an die Öffentlichkeit gewandt.

Wenige Stunden bevor Ministerpräsident Mappus am vergangenen Freitag das Weindorf in Heilbronn eröffnete, hatte OB Himmelsbach schon eine Presse-Erklärung herausgegeben, in der er sich ausdrücklich zu "Stuttgart 21" bekannte. Was wie ein Willkommensgeschenk an den hohen Gast aus Stuttgart klang, bekam dirch die Weindorf-Aktion eine gewisse Brisanz. Die akustische Störung durch lautes Tuten war kurz, die "optische" um so eindrucksvoller, als vom Turm der Kilianskirche genau in "Frontstellung" zu der auf dem Rathaus-Freitreppe versammelten Politprominenz, ein Banner herabgelassen wurde, sowohl gegen "Stuttgart 21" wie auch gegen die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken.

Mappus reagierte ironische zu dem "Besuch aus Stuttgart". Die Aktionisten verweisen mit ihrem Protest auf historische Bezüge: "Schon Hans Schweiner hat beim Bau des 1507 in Auftrag gegebene Bauwerks mit vielen überzeichneten Darstellungen am Turm Gesellschaftskritik geübt", Gudrun Frank, Vorsitzende des BUND-Regionalverbandes Heilbronn Franken sagte: "Wir haben auf eine Störung der Eröffnungsveranstaltung des Weindorfes bewusst verzichtet und uns auf den Protest am Rande beschränkt."

In der nun vom baden-württembergischen CDU-Gengeralsekretär, MdB und Heilbronner Stadtrat Thomas Strobl initiierten Erklärung heißt es u.a.: "Wer die Attraktivität unserer Region steigern will, muss auch für 'S 21' sein. Kaum ein Großprojekt dürfte für den Heilbronner Raum derartig viele Vorteile bieten wie die Modernisierung des Stuttgarter Hauptbahnhofs und der Neubau der Bahnlinie Suttgart - Ulm als Lückenschluss für die Europamagistrale Paris-Wien-Bratislava." Unter den Vorteilen wird auch die bessere Anbindung an den Flughafen Stuttgart (umsteigefrei in 49 statt 90 Minuten zu erreichen) aufgezählt, womit Heilbronn besser an den internationalen Flugverkehr angebunden wäre. Es ergäben sich auch kürzere Fahrzeiten für die Frankenbahn und bei den Stadtbahnverbindungen dann von Heilbronn über Stuttgart hinaus. Außerdem habe die Region unmittelbar keinen kostenbeitrag zu leisten und ein Verzicht brächte ihr keine finanziellen Vorteile.

Unterzeichnet haben die Strobl-Erklärung auch [...]

Dass andererseits die Gegner der beiden Projekte klein beigeben werden, ist kaum zu erwarten. Welches Protestpotential sich in der Region sammelt, zeigt schon die Tatsache, dass so gut wie alle Plätze in dem Bus, der von Heilbronn aus zur Großdemonstration "Atomkraft - Schluss jetzt" am Samstag, 18. September nach Berlin fährt, bereits belegt sind - und dass sich neben den SPD-Kreisverbänden von Heilbronn Stadt/Heilbronn Land und Bündnis 90/Die Grünen u.a. auch der DGB (Region Nordwürttemberg) angeschlossen haben.

Auch die Kirchengemeinden Nikolaikirche Heilbronn, Waldbach-Dimbach und Eschenau sowie der Kirchenbezirk Weinsberg unterstützen das Aktionsbündnis, das einen "heißen Herbst" angekündigt hat, der am 3. Oktober mit einem "Sonntagsspaziergang" in Neckarwestheim beginnen soll.

16.09.2010 - Rhein-Neckar-Zeitung - Ausgabe Sinsheim - Rudi Fritz