Bundesnetzagentur will kein AKW als Kaltreserve

erstellt am: 31.08.2011 • von: Daniel • Kategorie(n): Anti-Atom, Presse

Die Bundesnetzagentur verzichtet auf die Nutzung eines stillgelegten Atomkraftwerks als Reserve für mögliche Stromengpässe im Winter. Dies sei für die Stabilität des Netzbetriebs nicht notwendig, teilte die Behörde in Berlin mit. In Extremsituationen sollen das Großkraftwerk 3 in Mannheim, das Kraftwerk 2 Mainz-Wiesbaden, Block C des Steinkohlekraftwerks in Ensdorf sowie das Kraftwerk Freimann in München als sogenannte Kaltreserve genutzt werden. Auch die Mineralölraffinerie Oberrhein in Karlsruhe könne als Standort genutzt werden, teilte die Behörde mit.

Damit stehen Reservekapazitäten in Höhe von 1009 Megawatt zur Verfügung. Der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, versicherte gleichzeitig: „Wenn wir einen milden Winter bekommen, wird vielleicht kein einziges dieser Kraftwerke laufen müssen.“ Zudem könnten zusätzlich auch Reserveleistungen in Österreich mit einer Kapazität von 1075 Megawatt genutzt werden. weiterlesen auf tagesschau.de

Dazu schreibt .ausgestrahlt:

Große Freude über Kaltreserve-Entscheidung – Ansporn zum Weiterkämpfen
Netzagentur bestätigt Position der Atomkraftgegner – AKW Biblis damit endgültig stillgelegt

Zur heutigen Entscheidung der Bundesnetzagentur, auf die Möglichkeit zu verzichten, ein AKW als sogenannte Kaltreserve zu nutzen, erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:

„Wir freuen uns riesig, denn damit ist amtlich, dass wirklich acht Atomkraftwerke stillgelegt werden. Von Anfang an haben wir in der Debatte um die Kaltreserve darauf hingewiesen, dass es ohne AKW geht.
Die Bundesnetzagentur hat diese Position nun bestätigt.

Besonders freuen wir uns mit den Atomkraftgegnern in Hessen, denn mit dem heutigen Tag ist amtlich, dass das AKW Biblis endgültig aus bleibt.
Dafür haben die Initiativen vor Ort jahrzehntelang gestritten.

Für uns ist die Entscheidung der Netzagentur ein großer Ansporn, uns intensiv dafür einzusetzen, dass auch die verbleibenden neun Atomkraftwerke stillgelegt werden. Denn auch diese Reaktoren stellen ein immenses Sicherheitsrisiko dar und werden für die Zukunft der Stromversorgung nicht benötigt. Den vom Bundestag beschlossenen Weiterbetrieb der meisten Anlagen über mehr als zehn Jahre können wir angesichts der Gefahren nicht akzeptieren.

Heute ist ein Tag der Freude. Aber der Streit um die Atomkraft geht weiter, so lange nicht alle Atommeiler stillgelegt sind.“

Der BUND Baden-Württemberg schreibt:

Zumeldung zur PM des Umweltministeriums Baden-Württemberg, Thema „Kaltreserve“

BUND: Kohlekraftwerk Mannheim als Kaltreserve erwartungsgemäß – Ziel muss die baldige Abschaltung von Alt-Kohlekraftwerken bleiben

Stuttgart. Der BUND Baden-Württemberg äußert sich verhalten positiv zur heute von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Entscheidung, wonach der mit Steinkohle betriebene Block 3 des Großkraftwerks Mannheim (GKM) für die nächsten 2 Jahre als Kaltreserve für mögliche Engpässe in der Stromversorgung zur Verfügung stehen soll. Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender sagte dazu: „Energiepolitisch oberste Priorität des BUND ist und bleibt der Ausstieg aus der Menschen gefährdenden Atomkraft und die Vermeidung weiteren radioaktiven Mülls mit völlig ungelöster Entsorgungsproblematik sowie das Abschalten alter Kohlekraftwerke, die gesundheitsgefährend die Luft verpesten und das Klima schädigen. Die heutige Entscheidung ist insofern zu begrüßen, als ein Stand-By-Betrieb alter Risiko-Atomkraftwerke verhindert wurde. Unter den gegebenen Rahmenbedingen und mit entsprechenden Umweltschutzauflagen ist die heutige Entscheidung der Netzagentur für Block 3 des Kohlekraftwerkes Mannheim als Kaltreserve akzeptabel, zumal wir es für äußerst unwahrscheinlich halten, dass dieses Kraftwerk überhaupt als Reserve angefahren werden wird.“

Der BUND Baden-Württemberg verweist darauf, dass bei einer richtigen Energiepolitik eine Kaltreserve als überflüssig anzusehen ist. Statt auf Reservekraftwerke zu setzen, sei es viel wichtiger, endlich entschlossene Schritte der Energieeinsparung sowie der Steigerung der Energieeffizienz zu gehen.

Wichtig für die Akzeptanz des heute verkündeten Kompromisses durch den BUND war insbesondere, dass im genehmigungsrechtlichen Verfahren und über den CO2-Zertifikatehandel sichergestellt wird, dass durch den möglichen Reservebetrieb des Kohleblocks GKM 3 keine zusätzlichen CO2-Emissionen und Quecksilberbelastungen für Bevölkerung und Umwelt in Mannheim entstehen, sondern diese kompensiert werden.

Der NABU Baden-Württemberg meint:

NABU: Gas geben, um Kohle-Reserve überflüssig zu machen!

Kohlekraft als Kaltreserve ist die am wenigsten schlechte Lösung

Stuttgart – „Den dritten Block des Mannheimer Kohlekraftwerks als Kaltreserve zu nutzen, ist die am wenigsten schlechte Lösung.“ So kommentiert der Vorsitzende des NABU Baden-Württemberg Dr. Andre Baumann die aktuelle Entscheidung der Bundesnetzagentur. „Jetzt ist es wichtig, dass schleunigst effiziente Gaskraftwerke als Reservekraftwerke ausgebaut werden. Das Motto muss lauten: Gas geben, um die Kohlekraft-Reserve überflüssig zu machen.“ Gleichzeitig müssten binnen kurzer Zeit Erneuerbare Energien, Speicher und Netze ausgebaut werden sowie der größte Energieschatz gehoben werden: Energie einzusparen und effizienter zu nutzen.

Pressemitteilung der Bundesnetzagentur


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